Tödlicher Anschlag auf CSD-Demo in Münster – Verdächtiger kommt vor Gericht

Stand: 04:36 Uhr|  Lesezeit: 3 Minuten 
Auf dem Hafenplatz in Münster haben Menschen eine Fahne hinterlassen, die mit bemalten Steinen beschwert ist.  Dort wurde der 25-Jährige angegriffen 

Quelle: dpa Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Er war anderen CSD-Teilnehmern zu Hilfe gekommen und hatte dafür mit seinem Leben bezahlt: Ein 25-jähriger Transmann, der am 27. August am Rande des Christopher Street Day in Münster starb. er wurde geschlagen und erlag nun seinen Verletzungen. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Gewalttaten sind seit Tagen ein Thema in den sozialen Medien. Nun gibt es die traurige Gewissheit: Das Opfer – ein 25-jähriger Transmann – hat den Angriff auf ihn am Rande des Christopher Street Day in Münster nicht überlebt. Die Polizei nahm am Freitag einen 20-jährigen Verdächtigen fest, der am Samstag der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden soll. Bislang habe er sich zu dem Vorwurf nicht geäußert, sagte Oberstaatsanwalt Dirk Ollech. Die Staatsanwaltschaft will einen Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragen. Laut Polizeibericht wurde das Opfer – laut „taz“ heißt er Malte C. – überwältigt, offenbar beim Versuch, andere Teilnehmer vor homophoben Beleidigungen zu schützen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft beschimpfte der Tatverdächtige beim CSD-Treffen am 27. August mehrere Frauen unter anderem mit den Worten „lesbische Hure“ und trat ihnen drohend entgegen. Der 25-Jährige bemerkte die Situation und forderte den Mann auf, auf Beleidigungen zu verzichten. Aber er schlug plötzlich mindestens einmal mit der Faust zu. Lesen Sie auch Der 25-Jährige stürzte zu Boden und schlug unglücklich mit dem Kopf auf dem Asphalt auf, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, später in ein künstliches Koma versetzt und starb am frühen Freitagmorgen. Die Obduktion findet am Montag statt. Bundesinnenministerin Nancy Fesser (SPD) zeigte sich enttäuscht über den Tod der 25-Jährigen. Sie twitterte: „Ein junger Mann wurde zu Tode geprügelt, weil er anderen helfen wollte. Bei einem #CSD. In der Mitte von Deutschland. Das Jahr 2022. Das lässt mich erstaunt und unendlich traurig zurück. “Solcher Hassgewalt müssen wir mit aller Härte entgegentreten.”

Der Fall erregt landesweit Besorgnis

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Der Fall hatte im ganzen Land für Besorgnis gesorgt. Viele Netzbürger aus der LGTBTQ-Szene haben Artikel und Kommentare darüber gepostet, zum Beispiel auf Twitter, und der Fall wird immer wieder als offen homophobes Hassverbrechen bezeichnet. „Queere und transphobe Gewalt kann tödlich sein. Widerstand leisten, wenn möglich“, schrieb die Aktivistin Jorinde Wiese. Auch Grünen-Chef Richard Lange drückte ihre Bestürzung nach der Nachricht von seinem Tod aus. „Meine Gedanken sind bei der Familie und den Freunden des Verstorbenen. Und an alle Queers, die sich unsicher und bedroht fühlen, wenn sie solche Nachrichten lesen. Es tut mir so leid”, twitterte er.

Nennen Sie Hassverbrechen als solche

In einer Stellungnahme kritisierte der Deutsche Lesben- und Schwulenverband indirekt die Kommunikation der Behörden. „Wir fordern die Ermittlungsbehörden auf, diese Tat unverzüglich als Anti-LGBTI-Hassverbrechen zu benennen und einzustufen“, heißt es in der Erklärung. Auslöser des Angriffs seien nicht die „Versöhnungsbemühungen“ des jungen Mannes, wie es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Polizei Münster und der Staatsanwaltschaft heißt, sondern, Zitat, „die zutiefst menschenverachtende Haltung der Täter“. Auch die Tat in Münster zeigt einmal mehr, wie sehr Aktionspläne gegen Trans- und Homophobie nötig sind. Lesen Sie auch Das Opfer war den Berichten zufolge ein Transmann, als solcher wird er in der Anspielung auf den 25-Jährigen mit der „taz“ gekennzeichnet. Diese Information bestätigte auch das „Trans-Inter Münster“-Team auf seiner Facebook-Seite. Malte C. besuchte deshalb regelmäßig eine Selbsthilfegruppe des Vereins. Laut ‘taz’ wollte Malte C. offenbar einer Gruppe lesbischer Frauen helfen, die zuvor von der unbekannten Passantin homophob beleidigt worden waren. Der 25-Jährige erlitt bei dem darauf folgenden Angriff schwere Kopfverletzungen und lag nach Angaben der Selbsthilfegruppe zuletzt im künstlichen Koma.