Kein Gas über Nord Stream 1 – Speicherung muss weitergehen

Stand: 11:07 Uhr|  Lesezeit: 3 Minuten 

Der Erdgastransport über Nord Stream 1 wird vorerst nicht wieder aufgenommen Entgegen der Ankündigung wird weiterhin kein Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 fließen. Das teilte der russische Staatskonzern Gazprom mit. Als Grund wird ein Ölleck in der Kompressorstation Portovaya angegeben. Wann wieder Gas durch Nord Stream 1 fließen wird, ist ungewiss. Doch Deutschland stellt sich auf einen Rückschlag ein, sagen Behörden und Regierung. Und die Tanks müssen weiter gefüllt werden. Unterdessen liegt Siemens mit Gazprom auf Kriegsfuß. Der Betrieb musste wegen des festgestellten Mangels nicht eingestellt werden. Angekündigt waren drei Tage Wartungsarbeiten, danach strömte wieder Erdgas durch die Pipeline Nord Stream 1. Doch dann änderte sich alles: Am Freitagabend gab Gazprom überraschend bekannt, dass der Erdgasfluss vorerst unterbrochen bleiben werde. Grund ist ein Ölleck an der Kompressionsstation Portovaya. Bis das aufhört, kann nach Angaben des russischen Energiekonzerns kein Erdgas mehr fließen. Siemens Energy sagte auf Anfrage, dass ihm die Berichte bekannt seien. „Als Hersteller der Turbinen können wir nur sagen, dass ein solcher Befund kein technischer Grund für die Abschaltung ist.“ Solche Undichtigkeiten beeinträchtigen in der Regel den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden – dies ist ein routinemäßiger Vorgang im Rahmen von Wartungsarbeiten. Auch in der Vergangenheit hat das Auftreten eines solchen Lecks den Betrieb nicht gestoppt. Bundesregierung und Bundesnetzagentur haben umgehend reagiert: Die Lage auf dem Erdgasmarkt sei angespannt, die Versorgungssicherheit aber gewährleistet, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Die Referenzen von Gazprom wurden zur Kenntnis genommen. „Wir kommentieren die Angelegenheit nicht, aber wir haben die Unzuverlässigkeit Russlands in den letzten Wochen bereits gesehen und deshalb unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt viel besser vorbereitet als noch vor ein paar Monaten.” Ähnlich äußerte sich die Bundesnetzagentur. „Aufgrund der verstärkten Maßnahmen der vergangenen Monate ist Deutschland nun besser auf einen Ausfall von Russlandlieferungen vorbereitet“, teilte die Behörde mit. “Aber weitere Anstrengungen sind erforderlich.” „Es ist gut, dass Deutschland jetzt besser vorbereitet ist, aber jetzt liegt es an allen“, so Müller weiter. Lesen Sie auch Trotz der anhaltenden Versorgungsunterbrechung könne Erdgas weiterhin in Deutschland gespeichert werden, sagte der Vorstandsvorsitzende des Branchenverbands Initiative Energies Storage (INES), Sebastian Bleschke, der Deutschen Presse-Agentur. Das hat der vergangene Mittwoch, der erste Tag der Lieferunterbrechung, bereits gezeigt. Lesen Sie auch Unterm Strich seien an diesem Tag bundesweit 611 Gigawattstunden Erdgas zugebaut worden, sagte Bleschke. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigten Lieferkürzung, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas.

Das Ziel von 85 % scheint erreichbar

„Ich gehe davon aus, dass die Speicherung auf diesem Niveau gehalten werden kann, sodass das 85-Prozent-Ziel in wenigen Tagen erreicht wird“, so Bleschke weiter. “Sollte der Totalausfall der russischen Gaspipeline bis November andauern, bedarf es großer Anstrengungen, um das 95-Prozent-Ziel zu erreichen.” Nach einer neuen Verordnung müssen Speicher in Deutschland bis zum 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein. 85 Prozent sind das Ziel für den 1. Oktober. Die Bundesregierung will mit verschiedenen Maßnahmen dafür sorgen, dass Deutschlands Gasspeicher zu Beginn der Heizsaison nahezu voll sind. Deutschland soll also besser gegen einen Totalausfall russischer Lieferungen im Winter gewappnet sein. Die auf dem 95-Prozent-Niveau gespeicherte Erdgasmenge entspricht in etwa dem bundesweiten Verbrauch der beiden Monate Januar und Februar 2022. Lesen Sie auch „Der Einsatz von Erdgas als Waffe wird die Entschlossenheit der EU nicht ändern“, twitterte EU-Ratspräsident Charles Michel. “Wir werden unseren Weg zur Energieunabhängigkeit beschleunigen.” Deutschland bezieht mittlerweile mit Abstand das meiste Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Aus diesen Ländern flossen am Donnerstag nach Angaben des Bundesnetzdienstes rund 2900 Gigawattstunden Erdgas nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, vor der angekündigten Lieferkürzung, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas.