03.09.2022 10:53 Uhr
Aufgrund des russischen Einmarsches in der Ukraine haben alle westlichen Regierungschefs ihre Teilnahme an der Beerdigung von Michail Gorbatschow abgesagt – mit Ausnahme von Viktor Orban. Der ungarische Ministerpräsident reist ohnehin nach Moskau. Aber er trifft sich nicht mit Putin. In der russischen Hauptstadt Moskau hat die Beerdigung des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow begonnen. Hunderte von Menschen versammelten sich im Haus der Gewerkschaften mit Blick auf den Kreml. Dort wurde der Leichnam des Friedensnobelpreisträgers beigesetzt. Viele warteten mit Blumen in der Hand vor dem Gebäude. Unter den Trauernden ist Viktor Orban, der wegen seines besonderen Umgangs mit Russland innerhalb der EU kritisiert wurde. Der ungarische Regierungschef hatte seine Reise nach Moskau via Twitter angekündigt. Er wolle Gorbatschow “die letzte Ehre erweisen”, teilte das Außenministerium mit. Der Kreml betonte sofort, dass kein Treffen zwischen Orban und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geplant sei. Orban wird von seinen Kritikern eine zu große Nähe zu Moskau vorgeworfen. Unter anderem war Ungarn das einzige EU-Land, das seine Gaslieferungen aus Russland seit Beginn des Krieges in der Ukraine erhöht hat. Gorbatschow ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Am frühen Nachmittag soll der frühere Staats- und Parteichef neben seiner Frau Raisa auf dem Moskauer Prominentenfriedhof beim Nowodewitschi-Kloster nahe der Innenstadt beigesetzt werden. Es gab kein Staatsbegräbnis – anders als beim Tod von Präsident Boris Jelzin.
Keine westlichen Führer
Deutschland wird durch den Geschäftsträger in Moskau vertreten. Außerdem reisten keine westlichen Führer zur Beerdigung. Hintergrund sind die Sanktionen wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Russlands derzeitiger Präsident Wladimir Putin ist ebenfalls abwesend, und der Kreml behauptete, es gebe Schwierigkeiten bei der Vorplanung. Stattdessen war es der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew, der Gorbatschow die letzte Ehre erwies. Der derzeitige stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrates legte Blumen auf den Sarg im Haus der Gewerkschaften. In Russland wird Gorbatschow von vielen für den Zusammenbruch der Sowjetunion und damit für den Niedergang der russischen Größe verantwortlich gemacht. Gorbatschow, der als großer Wegbereiter der deutschen Einheit gilt, ist am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben. Er war von 1985 bis 1991 letzter Präsident der Sowjetunion. Deutschland wird bei der Trauerfeier durch den Geschäftsträger in Moskau, Géza Andreas von Geyr, vertreten.