Callisto Protocol ist derzeit auf dem besten Weg, das Spiel zu werden, das sich Dead-Space-Fans seit Jahren wünschen: Beklemmender Scifi-Horror im Weltraum, der nicht wirklich schrecklich ist. Glen Schofield, Mentor des Raumfahrtingenieurs Isaac Clarke und CEO des Callisto-Entwicklers Striking Distance Studios, möchte eine Liebeserklärung an sein vielleicht berühmtestes Werk schreiben. Nach einem kürzlichen Tweet von Schofield ist nun jedoch bekannt, unter welchen Arbeitsbedingungen das Spiel in den Monaten vor der Veröffentlichung entwickelt wird. Und bei aller Erwartung ist die hier praktizierte und protzig präsentierte Arbeitskultur ein Schlag ins Gesicht einer bereits angeschlagenen Branche.
Die Kultur der Zimperlichkeit zu beschönigen, ist eine Anklage
Schofield hat seinen Tweet inzwischen gelöscht, aber der Inhalt schwingt einen Tag später mit. Hier ist seine Aussage (über Dualshockers): Wir arbeiten 6-7 Tage die Woche und niemand zwingt uns dazu. Überarbeitet, erschöpft, Covid, aber am Arbeiten. Bugs, Glitches, Performance-Fixes, Re-Stick-Audio. 12-15 Stunden am Tag. Das ist Spielen. Harte Arbeit. Mittagessen, Abendessen, Arbeit. Du tust es, weil du es liebst. Eine solche Aussage wäre ziemlich problematisch, wenn sie von einem Entwickler käme. Aber Schofield ist kein gewöhnlicher Programmierer. Als Studiogründer und CEO ist er verantwortlich für seine Arbeit und die Menschen, die für ihn arbeiten. Sätze wie „Du tust es, weil du es liebst“ und „Das ist ein Spiel“ aus der eigenen Position zu äußern, um das Urteilen zu verherrlichen und zu legitimieren, ist äußerst problematisch. Die Crunch-Kultur, insbesondere unter AAA-Entwicklern, ist seit vielen Jahren eines der größten Probleme in der Spielebranche. Die Folgen, nämlich Burnout durch Überarbeitung und unbezahlte Überstunden, soziale Probleme durch die massive Beeinträchtigung der Privatsphäre der Entwickler, um nur einige zu nennen.
Schofield ist wirklich keine Ausnahme
Um dies noch einmal deutlich zu machen: Was Schofield mit The Callisto Protocol praktiziert und vorlebt, ist keine Ausnahme, sondern oft Teil der Realität bei der Entwicklung komplexer Spiele. Prominente Beispiele sind Naughty Dog, Rockstar Games oder CD Projekt Red, die zuletzt durch zwei Aspekte in der Entwicklung von Cyberpunk 2077 für negative Schlagzeilen sorgten: 39 0 Crunch im Cyberpunk Warum CD Projekt Red sein Versprechen brechen musste Doch Krisenkultur steht heute mehr denn je im Fokus der Öffentlichkeit. Unter anderem macht Bloomberg-Journalist und Buchautor Jason Schreier – der auch Schofields Tweet kommentierte – auf das Thema und die langfristigen Auswirkungen für Spieleentwickler aufmerksam (Leseempfehlung: Blood, Sweat an Pixels / Press Reset). Es wäre wohl etwas verfrüht, von einer Umstrukturierung der Branche zu sprechen. Allerdings gibt es in vielen Bereichen erste Anzeichen für eine Verbesserung. Siehe Naughty Dogs Neil Druckmann Statement oder GTA 6 Work Culture Report.
Schofield kommentiert die Rezension
Abschließend soll hier die Reaktion von Glen Schofield auf seinen Tweet und die darauf folgende Kritik ihren Platz finden: Vorgeschlagener redaktioneller Inhalt An dieser Stelle finden Sie ergänzend zum Artikel externe Inhalte von Twitter, die Sie mit einem Klick ein- und wieder ausblenden können. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter angezeigt werden. Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Lesen Sie mehr über unsere Datenschutzrichtlinie. Link zu Twitter-Inhalten “Das war falsch”: Schofield sagt, er schätze Leidenschaft und Kreativität, keine Überstunden. Er entschuldigt sich auch bei seinem Team für seinen vorherigen Tweet. Niemand zweifelte daran, dass Schofield Leidenschaft und Kreativität schätzt und mit gutem Beispiel vorangeht. Man kann sagen, dass es sich beim Callisto-Protokoll um ein Herzensprojekt handelt. Das zeigte sich auch bei meinem Termin bei Striking Distance auf der gamescom. Um diese Punkte geht es hier leider nicht. Es geht darum, wie eine Führungskraft eine zutiefst problematische Arbeitskultur nach außen glorifiziert. Wenn Schofields Aussage noch vor ein paar Jahren applaudiert und unter der Überschrift „Spielleidenschaft“ abgelegt worden wäre, ist man heute aufgeklärter und sich der Auswirkungen der kritischen Kultur in der Videospielbranche bewusst. Und ich erwarte von einem Branchenriesen wie Schofield mehr als Aussagen wie „Das ist Gaming“, wenn er davon spricht, dass sein Team überarbeitet und erschöpft ist.