Johannes Penekamp
Verantwortlicher Redakteur der Finanzberichterstattung für „The Lounge“.
Am Freitagabend gab der russische Gaskonzern Gazprom bekannt, dass bei Wartungsarbeiten ein Ölleck festgestellt worden sei. Der sichere Betrieb der Gasturbine ist nicht mehr gewährleistet. Bis zur Reparatur sei die Lieferung komplett gestoppt worden, erklärte der Konzern, der in den vergangenen Monaten die Lieferungen über die Haupt-Erdgaspipeline aus Russland nach Deutschland sukzessive reduziert hatte. Bleibt die Kapitulationshaltung bestehen, treten die Negativszenarien ein, die Ökonomen seit Monaten kalkulieren. Vor einem Monat hatte ein elfköpfiges Forscherteam um Rüdiger Bachmann (University of Notre Dame) eine Studie vorgelegt, in der sie den Schaden durch eine sofortige Lieferunterbrechung etwas geringer einschätzten als während der Corona-Pandemie. Im Corona-Jahr 2020 ist die deutsche Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent geschrumpft. Andere Forscher hielten mehr Schaden für möglich. Ifo-Chef Fuest sagte am Sonntag: „Ich denke, es wird nicht so schlimm wie während der Pandemie, aber die Unsicherheit ist riesig.“ Wie stark die Rezession ausfallen wird, hängt vor allem davon ab, wie gut der Verbrauch von Erdgas und Strom reduziert werden kann, ohne die Güterproduktion übermäßig einzuschränken. Schätzungen zufolge müssen Industrie und Privatpersonen ihren Erdgasverbrauch im Vergleich zu den Vorjahren um gut ein Fünftel reduzieren, damit eine Winterzoneneinteilung nicht erforderlich ist. Laut Bundesnetzagentur verbrauchte die Industrie im Juli rund 21 Prozent weniger Gas als im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021. Haushalte“, sagte Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller der FAZ. Die Agentur sieht diesbezüglich alarmierende Signale. „Private Verbraucher haben in der etwas kühleren ersten Septemberwoche ihren Gasverbrauch leicht erhöht“, warnte Müller. Offensichtlich ist nicht jedem klar, dass man seine Heizungseinstellungen entsprechend ändern muss, wenn man Gas sparen will. Er wies darauf hin, dass die Gasspeicher jetzt zu 85 % gefüllt seien. Allerdings reicht die Vorratshaltung allein nicht aus, um ohne Sparen durch den Winter zu kommen.
Bereits in den vergangenen Wochen gab es viele Anzeichen einer Rezession, die sich nun noch verstärken dürften: Die Verbraucher halten aufgrund der hohen Inflation, die den Einzelhandel trifft, zunehmend an ihrem Geld fest. Der Kieler Volkswirt Stefan Kutz hatte in diesem Zusammenhang von einem bevorstehenden “Konsumschock” gesprochen. Dieser Schock könnte durch das Hilfspaket der Regierung etwas gemildert werden. Auch die Stimmung in der Branche trübt sich ein, wie mehrere Umfragen zeigen. Einige Unternehmen handeln bereits: Am Freitag kündigte der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal an, zwei Werke in Deutschland bis auf weiteres zu schließen.
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